Und lasse stehen das Meer

von Lewes nach Seven Sisters
without me you could

Ein toter Fuchs
Wie Autoreifen am Straßenrand
Und einer am nächsten
Und einer am nächsten Tag
Wir starten in Lewes
In Gartenhäuschen
Im King’s Head
Und du erzählst mir
Von Virginia Woolf
Und von Leonard
Der nach ihrem Tod
In neunzehn Jahren
Ein einziges Buch
Zuvor aber siebzehn
You know that I am spoiling your life
That without me you could work
And you will I know

Ein toter Fuchs
Wie Autoreifen am Straßenrand
Und einer am vorigen
Und einer am nächsten Tag
Die Elstern bei den Seven Sisters
Erinnern/Bringen mich nach Polen
Was, wenn sie dieselben
Die vor meinem Schlafzimmerfenster
Wenn sie wie wir
Hierher geflohen, meine geflogen/gereist
Wenn sie vielleicht sogar…
Wie alt Elstern eigentlich werden
Wie alt die Felsen, die hinabstürzen ins Meer
Die unbewegt und doch nur scheinbar ewig
Die ewiglich und doch nur scheinbar still
Hinabstürzen/Steigen ins Meer
Wie alt die Bäume, die geformt von/im Wind
Die geformt von/in Zeit
Die wie abgewandt vom Meer
Von graumetall‘ner Wand
Die Wellen schlägt, zu uns’ren Füßen
Wir springen/trippeln ein, zwei Schritte zurück
Bevor das Wasser an uns’ren Füßen lecken kann
Als ich diese (banalen) Zeilen niederschreibe
Erinnerung an Kurzgeschichte
Ein Mann träumt Nacht für Nacht
Bewegungslos am Strand zu liegen
Und jede Nacht
Und jeden Traum
Rückt näher das Wasser
Immer näher
Als ob dieses Wort
Eine Nähe aus/ab/zudrücken könnte
Bis eines Morgens die Füße nass
Bis eines Morgens Sand im Bett
Bis eines Tages er realisiert
Bis eines Nachts dann er ertrinkt
Doch tun, tun kann er nichts dagegen

aus: Und lasse stehen das Meer. Wien, November 2024.

DOWNLOAD TEXT ▼

Schneller, höher und so weiter

Fakten, Fanwissen, Fiktionen zu den Olympischen Sommerspielen 2021

Sommerolympiaden sind ein Fest der Vielfalt und Abwechslung – ideal, um viele Stunden vor dem Bildschirm zu verbringen: vom Schlagabtausch beim Boxen zum musikbegleiteten Dressurreiten, vom nach Knochenbruch schreienden Mountainbike zum gnadenlos schönen Badminton. Ein Nachmittag im Leichtathletikstadion ist ein eigenes Kapitel: vom umwerfenden Kugelstoßen zum faszinierenden Hochsprung, von der Langstrecke zum Sprint und so weiter.

Die beiden sportbegeisterten, durchaus auch Sport treibenden Autoren Peter Clar (mehr) und Markus Köhle (etwas weniger) folgen dieser Lust zur Abwechslung – der lexikalischen Vorgabe des Alphabets folgend werden alle in Tokio zur Austragung kommenden 33 Sportarten aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet:
* der Dreisprung etwa aus der sehr persönlichen Erinnerung, wie man seinerzeit über zwei Steine im Fluss zur Geliebten auf der anderen Seite gelangte;
* das Turnen auf Reck, Seitpferd und Ringen, das einem fassungslose Begeisterung abverlangt, wie scheinbar mühelos man sich auf Turngeräten bewegen kann, die für Normalsterbliche bestenfalls als Foltergeräte taugen können;
* andererseits Sportarten wie Synchronschwimmen, die einer unfreiwilligen Komik nicht entbehren und denen man nur mit einiger Ironie gegenübertreten kann;
* oder aber der 200-Meter-Lauf, der zu einem historischen Rückblick Anlass gibt: 1968 in Mexico City wurde die Siegerehrung zum revolutionären Statement von den US-amerikanischen Gold- und Silbermedaillengewinnern, als sie sich mit schwarz belederhandschuhter und zur Faust geballter Hand mit der Black-Power-Bewegung solidarisierten (im Jahr, in dem Martin Luther King ermordet wurde, eine mehr als heldenhafte Ansage).

Stimmen
»Die beiden Literaturwissenschafter wagen den Spagat auf dem Schwebebalken. Einerseits humorige Einlagen – etwa die Sportfilmempfehlung Herr der Ringe –, andererseits wortgewaltig verpackte, geballte Infos, mit denen der Laie angeben kann. Der Spagat gelingt meistens, auch weil Clar und Köhle ihre Grenzen kennen.« (Andreas Gstaltmeyr, Der Standard, 23. Juli 2021)
»Die beiden Autoren und Poetry Slammer Peter Clar und Markus Köhle haben ›Fakten, Fanwissen und Fiktionen‹ zu allen Disziplinen der Olympischen Sommerspiele zusammengetragen und liefern damit die unterhaltsamste und kompletteste Vorschau auf Tokio 2020 ab.«, »Eine amüsantere Einstimmung auf die Olympischen Sommerspiele 2021 als ›Schneller, höher und so weiter‹ gibt’s wohl nicht – und ein bisschen schluaer wird man dadurch auch.« (Simon Welebil, FM4,16. Juli 2021)