Wie, frage ich dich, über Rilke schreiben (frage ich mehr mich als dich oder mich durch dich) und sehe dich an und du mich und fragst, was mir als erstes einfiele, wenn ich an Rilke dächte und fragst: „was fällt dir als erstes ein, wenn du an Rilke“ und blickst mich an und ich dich oder aus dem Fenster und schüttle den Kopf (nicht, dass mir nichts einfiele, aber wie es sagen, wie es niederschreiben, ich sitze und bin nichts und dennoch, dieses Nichts fängt an zu denken und denkt, fünf Treppen hoch, darunter die Terrasse, Kamelienstrauch und gelb die Narzissen) oder blicke an dir vorbei, starre in den Spiegel, aus dem mich anblickt etwas sehr Überraschendes, Fremdes, ganz anders, als man es sich / als ich es mir gedacht (Schläuche aus Hals und/oder von unter Brustbein und müde Augen im mageren Gesicht). Wie, frage ich mich (oder dich) über Rilke schreiben, vor dem Fenster Birken und Olivenbäume in Frühlingssonne, in Sommerwind (wie in Kleidern warmer Frauen) und still steht / oder eingestürzt Zeit, da ist kein Gestern und kein Morgen, ist nur ein Jetzt auf Papier und ein anderes und andere in den Büchern vor mir (zwischen welchen ich bin, euch weggenommen, als ob ich gestorben), in Cornet Christoph Rilke, in den Duineser Elegien, im Malte, in den Sonetten an Orpheus, oder draußen die Nacht, voller Weltraum der Wind im rankenden Wein, den ich erahne, den ich mehr weiß als sehe, auf Geländer, auf metallenen Rauchfängen und Schritte in der Wohnung über mir, durch geöffnetes Fenster der Fernseher der Nachbarn und / oder wie von Ferne Musik.
Wien, März 2024