Rainer Maria Rilke

Wie, frage ich dich, über Rilke schreiben (frage ich mehr mich als dich oder mich durch dich) und sehe dich an und du mich und fragst, was mir als erstes einfiele, wenn ich an Rilke dächte und fragst: „was fällt dir als erstes ein, wenn du an Rilke“ und blickst mich an und ich dich oder aus dem Fenster und schüttle den Kopf (nicht, dass mir nichts einfiele, aber wie es sagen, wie es niederschreiben, ich sitze und bin nichts und dennoch, dieses Nichts fängt an zu denken und denkt, fünf Treppen hoch, darunter die Terrasse, Kamelienstrauch und gelb die Narzissen) oder blicke an dir vorbei, starre in den Spiegel, aus dem mich anblickt etwas sehr Überraschendes, Fremdes, ganz anders, als man es sich / als ich es mir gedacht (Schläuche aus Hals und/oder von unter Brustbein und müde Augen im mageren Gesicht). Wie, frage ich mich (oder dich) über Rilke schreiben, vor dem Fenster Birken und Olivenbäume in Frühlingssonne, in Sommerwind (wie in Kleidern warmer Frauen) und still steht / oder eingestürzt Zeit, da ist kein Gestern und kein Morgen, ist nur ein Jetzt auf Papier und ein anderes und andere in den Büchern vor mir (zwischen welchen ich bin, euch weggenommen, als ob ich gestorben), in Cornet Christoph Rilke, in den Duineser Elegien, im Malte, in den Sonetten an Orpheus, oder draußen die Nacht, voller Weltraum der Wind im rankenden Wein, den ich erahne, den ich mehr weiß als sehe, auf Geländer, auf metallenen Rauchfängen und Schritte in der Wohnung über mir, durch geöffnetes Fenster der Fernseher der Nachbarn und / oder wie von Ferne Musik.

Wien, März 2024

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Schneller, höher und so weiter

Fakten, Fanwissen, Fiktionen zu den Olympischen Sommerspielen 2021

Sommerolympiaden sind ein Fest der Vielfalt und Abwechslung – ideal, um viele Stunden vor dem Bildschirm zu verbringen: vom Schlagabtausch beim Boxen zum musikbegleiteten Dressurreiten, vom nach Knochenbruch schreienden Mountainbike zum gnadenlos schönen Badminton. Ein Nachmittag im Leichtathletikstadion ist ein eigenes Kapitel: vom umwerfenden Kugelstoßen zum faszinierenden Hochsprung, von der Langstrecke zum Sprint und so weiter.

Die beiden sportbegeisterten, durchaus auch Sport treibenden Autoren Peter Clar (mehr) und Markus Köhle (etwas weniger) folgen dieser Lust zur Abwechslung – der lexikalischen Vorgabe des Alphabets folgend werden alle in Tokio zur Austragung kommenden 33 Sportarten aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet:
* der Dreisprung etwa aus der sehr persönlichen Erinnerung, wie man seinerzeit über zwei Steine im Fluss zur Geliebten auf der anderen Seite gelangte;
* das Turnen auf Reck, Seitpferd und Ringen, das einem fassungslose Begeisterung abverlangt, wie scheinbar mühelos man sich auf Turngeräten bewegen kann, die für Normalsterbliche bestenfalls als Foltergeräte taugen können;
* andererseits Sportarten wie Synchronschwimmen, die einer unfreiwilligen Komik nicht entbehren und denen man nur mit einiger Ironie gegenübertreten kann;
* oder aber der 200-Meter-Lauf, der zu einem historischen Rückblick Anlass gibt: 1968 in Mexico City wurde die Siegerehrung zum revolutionären Statement von den US-amerikanischen Gold- und Silbermedaillengewinnern, als sie sich mit schwarz belederhandschuhter und zur Faust geballter Hand mit der Black-Power-Bewegung solidarisierten (im Jahr, in dem Martin Luther King ermordet wurde, eine mehr als heldenhafte Ansage).

Stimmen
»Die beiden Literaturwissenschafter wagen den Spagat auf dem Schwebebalken. Einerseits humorige Einlagen – etwa die Sportfilmempfehlung Herr der Ringe –, andererseits wortgewaltig verpackte, geballte Infos, mit denen der Laie angeben kann. Der Spagat gelingt meistens, auch weil Clar und Köhle ihre Grenzen kennen.« (Andreas Gstaltmeyr, Der Standard, 23. Juli 2021)
»Die beiden Autoren und Poetry Slammer Peter Clar und Markus Köhle haben ›Fakten, Fanwissen und Fiktionen‹ zu allen Disziplinen der Olympischen Sommerspiele zusammengetragen und liefern damit die unterhaltsamste und kompletteste Vorschau auf Tokio 2020 ab.«, »Eine amüsantere Einstimmung auf die Olympischen Sommerspiele 2021 als ›Schneller, höher und so weiter‹ gibt’s wohl nicht – und ein bisschen schluaer wird man dadurch auch.« (Simon Welebil, FM4,16. Juli 2021)